Lesedauer des Interviews ~ 7 Minuten

Ergonomie am Packplatz - Ergonomische Packplätze

Interview mit unserem Experten Lothar Wohlhüter

Wer jeden Tag 8 Stunden verpackt, braucht einen ergonomischen Packplatz, der individuelle Bedürfnisse bei allen Tätigkeiten berücksichtigt und Leistungspotentiale ausschöpft. Mit über 220 Jahren Erfahrung in der Verpackungstechnik und Packplatzgestaltung entwickeln wir altersgerechte, moderne und wirtschaftliche Packplätze.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der größte Vorteil von ergonomischen Packplätzen?

Lothar Wohlhüter: "Ergonomische Packplätze reduzieren weitgehend alle körperlichen Belastungen der Bedienpersonen und erfüllen die wichtigsten physiologischen Anforderungen an gesundes Arbeiten. Fokus bei der Ausgestaltung derartiger Packplätze liegt daher auf einer aufrechten, geraden Körperhaltung mit entspannten Schultern, einer ausreichenden Beleuchtung und ermüdungsfreiem Stehen. Der Anordnung der Griffzonen kommt ebenfalls eine große Bedeutung zu."

Welche Packplatz-Anordnung ist für mich optimal?

Lothar Wohlhüter: "Die Zahl der benötigten Packplätze und die örtlichen Gegebenheiten bestimmen maßgeblich die Packraumgestaltung. Die Arbeitstische lassen sich dann z.B. in L-Form, T-Form oder "Face-to-Face" anordnen. Grundsätzlich gilt es, schlanke und klare Materialflüsse ohne Kreuzung und unnötige Lauferei zu schaffen. Alle benötigten Hilfsmittel sind in Griffzone bereitzuhalten."

Packplätze in L-Anordnung

Packplätze in T-Anordnung

Packplätze Face-to-Face

Packplätze Doppel-L

Packplätze Inline

Legende:

1_ Warenkontroll-Tisch

2_ Packtisch

3_ Kugeltisch

4_ Kartonverschließmaschine

5_ Stau- und Abnahmerollbahn

6_ Abstapeln

Welche Packplatz-Ausstattung ist sinnvoll?

Lothar Wohlhüter: "Um einen Packraum optimal einzurichten, ist es wichtig, die notwendigen Utensilien zu bestimmen und ergonomisch im direkten Umfeld anzuordnen:

• Ausreichend Ablagen und Speicher für Kartons, Polstermaterial, Druckerpapier, Etiketten etc.
• Integrierte Wiegestation
• Optimale Beleuchtung
• Ergonomische Fußmatten
• Schwenkbare Gelenkarme für den Anbau von Monitoren, Tablets und Tastaturen
• Durcker-Auszüge
• Getränkehalter
• Stehsitze..."

Wie groß muss ein Packplatz sein?

Lothar Wohlhüter: "Ganz einfach: Die Tischfläche sollte nur etwas größer sein, als der größte Karton. Eine kompakte Bauweise ist angesagt. Die Zeiten, als Tische noch 2 m lang und 1 m breit waren, sind vorbei. Die großen Flächen sind nur erforderlich, wenn vor dem Verpacken Konfektionierarbeiten ausgeführt werden müssen. Die Anbauelemente, wie Drucker, PCs, Scanner, Kartonmagazine etc. sind dann ebenfalls kompakt so anzuordnen, dass möglichst wenig Dreh-, Streck- oder Hebebewegungen für die Packkräfte erforderlich werden."

Warum sind die Griffzonen so wichtig, wenn ich meinen Verpackungsprozess auf ergonomische Packplätze umstellen möchte?

Spezial von unserem Experten Dr. Gerd Strasser

"Packstationen sind das Herz und die Schaltzentrale jedes Versands. Ein Grund, sich mit der Gestaltung dieser Arbeitsplätze zu beschäftigen. Denn nur mit einem altersgerechten und ergonomischen Versandkonzept können Mitarbeitende ihre Leistung optimal entfalten. Einen wichtigen Faktor spielen hierbei die sog. Griffzonen. Diese müssen möglichst greifraumgerecht angeordnet werden, um die körperliche Belastung für Arme, Schultern, Rumpf und Herz so gering wie möglich zu halten. Sind die Griffzonen für die Bewältigung der täglichen Arbeit optimal angeordnet, ergibt sich sowohl eine körperliche Entlastung und höhere Leistungsfähigkeit des Personals, als auch ein Effizienzgewinn von bis zu 40 %.

Ziel ist es, die Arbeitsabläufe so gestalten, dass zentrale Griffzonen vorliegen und dezentrale Griffzonen vermieden werden."

Die typischen Griffzonen eines Packplatzes

Was ist Ihre Einschätzung zum Thema für die nächsten Jahre?

Lothar Wohlhüter: "Der demografische Wandel und der Facharbeitermangel werden uns dazu zwingen, die Arbeitsstrukturen in der Versandlogistik neu zu überdenken. Ergonomie am Packplatz wird hier das entscheidende Thema werden."